Abschluss der DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley, Springer Nature und Elsevier
Im Jahr 2014 wurde von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) das DEAL-Konsortium initiiert. Es verhandelt unter Federführung der HRK bundesweite transformative Publish-and-Read-Vereinbarungen mit den größten kommerziellen Verlagen für wissenschaftliche Zeitschriften. Für die Jahre 2019 bzw. 2020 wurden mit den Verlagen Wiley und Springer Nature Vereinbarungen mit einer Laufzeit bis 2023 getroffen. Mit beiden Verlagen wurden 2023 Verhandlungen zu Fortsetzungsverträgen geführt und finalisiert. Parallel wurde ein erster Abschluss mit dem Verlag Elsevier erreicht. Alle drei Verträge haben eine Laufzeit von 2024 bis 2028 und ermöglichen das Lesen der Zeitschriften-Angebote der Verlage und das Publizieren von Artikeln im Open-Access-Format. Die Teilnahme an den Verträgen erfolgt über Publish-and-Read-Gebühren, die sich nach dem Publikationsvolumen der jeweiligen Einrichtung richten. Die TU Berlin hat an den bisherigen Verträgen mit Wiley und Springer Nature teilgenommen und ist Ende 2023 auf der Grundlage eines Präsidiumsbeschlusses allen drei Neu- bzw. Folge-Verträgen beigetreten.
Dem Beitritt zu den drei Verträgen mit Wiley, Springe Nature und Elsevier ging ein intensiver Diskussionsprozess innerhalb der Universitätsbibliothek voraus, in dem kontroverse Positionen gehört und Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen wurden. Ebenso wichtig war der darauf folgende Abgleich der Positionen mit den Bibliotheksleitungen der FU Berlin und der HU Berlin.
Am Ende des Diskussionsprozesses stand eine gemeinsame Stellungnahme der Bibliotheksleitungen der drei Berliner Universitäten, die den Beitritt im Sinne der umfassenden Informationsversorgung und der weiteren Schaffung von Open-Access-Publikationsmöglichkeiten trotz aller Bedenken befürwortet. Sie macht jedoch auch deutlich, dass der Beitritt zu den DEAL-Verträgen große finanzielle Mehrbelastungen zur Folge hat.
Die gemeinsame Stellungnahme der Universitätsbibliotheken wurde den Leitungen der drei Universitäten vorgelegt. Im Dezember 2023 haben sich alle drei Präsidien für einen Beitritt zu den DEAL-Verträgen mit Wiley, Springer Nature und Elsevier 2024 bis 2028 entschieden.
Teil der grundsätzlich befürwortenden Stellungnahme der Universitätsbibliotheken von HU, FU und TU Berlin ist eine Aufzählung von Kritikpunkten an den Verträgen: Das DEAL-Konsortium hatte das Ziel, transformative Vertragsmodelle zu etablieren, die es Schritt für Schritt möglich machen, Open Access zum Standard des wissenschaftlichen Publizierens zu machen.
Diese anfangs als Übergangslösung gedachten Vertragsmodelle führen in der Praxis jedoch eher zu einer Konsolidierung des kommerziellen Publikationsmarktes als zur Transformation. Die Abhängigkeit von der Geschäftspolitik der großen kommerziellen Verlage besteht nun nicht mehr nur hinsichtlich des Lesens, sondern auch des Publizierens.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die fehlende Kostenbegrenzung. Sehr häufig übersteigen die Article Processing Charges die etablierte 2000-Euro-Grenze. Die Verträge bedeuten eine starke Mittelbindung für die drei international aktiven Großverlage. Sie wirken zwangsläufig marktgestaltend und sind auch Orientierungspunkt für die Preispolitik von Publish&Read-Verträgen anderer Verlage.
Zugleich enthält die Stellungnahme den Appell, die Laufzeit der DEAL-Verträge zu nutzen, um das Angebot alternativer Publikationsmöglichkeiten wie z.B. über Berlin Universities Publishing konsequent auszubauen. Es ist ein Systemwechsel in der wissenschaftlichen Publikationskultur nötig, der Hand in Hand gehen muss mit einem Wandel in der Forschungsbewertung. Publikationen, die in nicht gewinnorientierten wissenschaftsgeleiteten Publikationsinfrastrukturen veröffentlicht werden, müssen die gleiche Anerkennung und Wertschätzung erfahren, wie Publikationen in etablierten kommerziellen Verlagen.
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Katja Braschoß
© UB TU Berlin, K. Ebell
Dagmar Schobert