Zu Besuch in Wohnzimmern und an Lernorten – eine Bibliotheksreise in die Niederlande

Im September 2024 machte sich das Direktorium der Universitätsbibliothek der TU Berlin auf zu einer Bibliotheksreise in die Niederlande. In Vorbereitung auf die Reise hatten wir den sechs ausgewählten Bibliotheken – entsprechend ihrer jeweiligen strategischen Ausrichtung – unsere Wunschthemen mitgeteilt. Auf unserer Route lagen sowohl öffentliche als auch wissenschaftliche Bibliotheken, daher war die Themen-Palette besonders breit und interessant.

1. Tag
Am Abreisetag sind alle pünktlich am Berliner Hbf, nur der Zug nicht. Aber davon lassen wir uns nicht beirren, auch nicht von einem verpassten Anschluss in Deventer.

Das Mittagessen im indonesischen Restaurant verpassen wir ebenso, dafür gibt es unterwegs die ersten niederländischen Pommes und andere Leckereien.

Gleich die erste Bibliothek, Rozet in Arnhem ist beeindruckend – es gibt eine Rutsche für Kinder, Bürger*innen-Beratung, Aufenthaltsmöglichkeiten auf der riesigen Treppe sowie eine atemberaubende Dachterrasse. Anschließend fahren wir mit dem Zug zur Übernachtung nach s’Hertogenbosch.

2. Tag
Ein wunderschönes Kirchengebäude steht auf unserem Programm, DePetrus in Vught, das zu einem Community Center mit Bibliothek, StartUp-Coworking-Space und Weltladen umgestaltet wurde. Es beindruckt in jeder Hinsicht.

Beeindruckend geht es auch in Tilburg weiter. Eine ehemalige Lokhalle (LocHal) ist zum „Wohnzimmer der Stadt“ geworden und bietet obendrein „die wichtigsten Dinge, die eine Bibliothek haben muss: guten Kaffee, WLAN und viele Steckdosen“. 😉

Eine kleine Architekturführung gibt es dann abends in Rotterdam.

3. Tag
Auch in Spijkenisse ist die Architektur beeindruckend: Ein „Bücherberg“ (De Boekenberg) aus Glas. Wir erfahren viel über Nachhaltigkeitsprojekte und die Beratung von Bürger*innen.

Zurück in Rotterdam sind wir gespannt auf einen informellen Austausch und das Philosophieren über die Bibliothek der Zukunft mit dem Future Libraries Lab der TU Delft.

Vorher schauen wir uns aber noch die Bibliothek der Erasmus Universität an. Bei der Führung durch das Gebäude fallen uns besonders die „Laut- und Leise-Bereiche“ auf, in die der Benutzungsbereich konsequent unterteilt ist. Ein äußerst spannender Austausch mit verschiedenen Kolleg*innen und der Bibliotheksleitung rundet den Besuch ab.

© UB TU Berlin

4. Tag
Angekommen in Delft spazieren wir von der Bushaltestelle über den Campus der TU. Und machen uns auch hier mit dem Bibliotheksbau vertraut: Die Architektur ist wie überall auf der Reise: absolut beeindruckend!

An der TU Delft Library erwartet uns ein volles Programm: Hausführung, „Meet and Greet“ mit der Bibliotheksleitung, verschiedene Vorträge zu Open Science oder digitalen Services. Mit vielen tollen Eindrücken spurten wir zum Bus und dann zum Zug Richtung Berlin. Tot ziens!

Und jetzt?
An Themen wurden u.a. besprochen: Personalmanagement, Recruiting, Aus- und Weiterbildung, Nachhaltigkeit, Citizen Science und Kooperationen außerhalb der Bibliothekswelt, Digitale Services und IT, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Openness/Open Science/Open Access, Bibliothek als (dritter) Ort.

Wir wurden von allen Kolleg*innen vor Ort sehr herzlich empfangen. Jede Station beinhaltete sowohl eine Bibliotheksführung als auch einen Austausch mit dem (Leitungs-)Personal vor Ort. Alle Teilnehmer*innen der Reise haben sie im Nachhinein als äußerst spannend und inspirierend beschrieben und planen, mit den niederländischen Kolleg*innen in Kontakt zu bleiben. Die gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse fließen nun in die tägliche Arbeit der Universitätsbibliothek der TU Berlin ein. Alle Teilnehmer*innen der Reise haben in ihren Abteilungen darüber berichtet sowie Ideen und Anregungen an ihre Mitarbeiter*innen weitergegeben.

Als übergreifendes Fazit haben wir mitgenommen, dass die „Stand-Alone-Bibliothek“ in den Niederlanden schon lange der Vergangenheit angehört. Eine Bibliothek, egal ob öffentlich oder im universitären Kontext, ist immer vernetzt – mit Angeboten der öffentlichen Verwaltung oder der Wissenschaft und sie agiert mit größtmöglicher Offenheit – sowohl architektonisch als auch im Bezug auf ihre Angebote. Eine spannende Perspektive!

© Christina Giakoumelou

Elena Stöhr